Ursprung des Altbachischen Archivs

Arnstadt

In Arnstadt sind mit der barocken Bachkirche, der bezaubernden Oberkirche, dem Neideckturm, dem Bachhaus und der spätromanisch-frühgotischen Liebfrauenkirche so viele originale Schauplätze der Bach-Familie versammelt wie in keinem anderen Ort. Dass Johann Sebastian Bach hier seine erste Organistenstelle antrat, verwundert nicht. Hatten doch bereits lange vor ihm seine musikalischen Vorfahren als Organisten, Komponisten, Türmer oder Hofmusiker den guten Ruf der „Bache“ in der Stadt begründet.

​​​​​Vor einigen Jahren entdeckte man, dass das "Altbachische Archiv" eine Notensammlung mit großartigen Werken von Bachs Vorfahren, seinen Ursprung in Arnstadt hat. Neben verschiedenen Handschriften der Bach-Familie finden sich darin auch Abschriften aus der Hand von Ernst Dietrich Heindorff. Er wirkte als Kantor an der Oberkirche und brachte dort wahrscheinlich Kantaten und Motetten der Bach-Familie zur Aufführung.


Als Türmer warnte Caspar Bach während des Dreißigjährigen Krieges vom Neideckturm aus vor Feuer und Gefahren und wohnte wahrscheinlich auch in der Türmerwohnung. Zudem spielte er als Hofmusiker in der Hofkapelle des Grafen von Schwarzburg-Arnstadt unter Christoph Klemsee einen Dulzian, den Vorläufer des heutigen Fagottes. 1633 erwarb er das Bürgerrecht und kaufte ein Haus in der Jakobsgasse 15, das bis heute erhalten ist. Damit konnte er seinen anstrengenden Beruf als Türmer aufgeben, aber weiterhin zu verschiedenen Anlässen in und außerhalb von Arnstadt aufspielen.


Anspruchsvolle Kirchenmusik wurde an der Neuen Kirche (spätere Bachkirche) erst ab 1703 mit der Einweihung der Wender-Orgel und Johann Sebastian Bach möglich. Bis dahin prägten vor allem Oberkirche und Liebfrauenkirche das sakrale Musikleben Arnstadts. 51 Jahre lang begleitete an beiden Kirchen Bachs Großonkel Heinrich Bach das Organistenamt. Er gilt mit seinen zwei komponierenden Söhnen Johann Christoph (später Organist in Eisenach) und Johann Michael (später Organist in Gehren) als Begründer der Arnstädter Bachlinie. Von Heinrich Bach sind wenige Kompositionen überliefert, darunter die Kantate „Ich danke dir, Gott“. Diese weißt für die Zeit ungewöhnlich innovative chromatische Passagen am Anfang des Stückes auf. 

TIPP

Hörstationen "Bach-Orgeln"

In Arnstadt finden Sie an der Bachkirche und an der Neideck-Ruine zwei interaktive Hörstationen mit authentischen Bach-Werken.

Hörstation "Bach-Orgel", Foto: Thomas Müller, weimar GmbH

Wie sehr die Musiker-Familie geschätzt wurde, zeigt sich auch in den Worten des Grafen von Schwarzburg-Arnstadt, als sein Hofmusiker Johann Christoph Bach (Zwillingsbruder von Bachs Vater) starb: "ob denn kein Bach mehr vorhanden, der sich ümb solch Dienst anmelden wolte. Er solte und müste wieder einen Bachen haben." Das Haus von Johann Christoph Bachs Familie ist in der Kohlgasse 7 zu besichtigen.